Aarhus
Aarhus oder Århus ([ˈɒːhuːˀs]; niederdeutsch veraltet: Arenhusen) im Osten der Region Midtjylland ist mit 261.570 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2015) die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Die Kommune Aarhus insgesamt hat 326.246 Einwohner (Stand: 1. Januar 2015).
Aarhus ist Universitätsstadt. Die Universität Aarhus wurde 1928 gegründet und 1970 staatliche Hochschule.
Die Stadt bildet das wirtschaftliche Zentrum Jütlands und verfügt über eine vielseitige Industrie. Der leistungsfähige Seehafen Aarhus Havn verfügt über das größte Containerterminal Dänemarks.
Geografie
Aarhus liegt an der Århusbucht, die zum Kattegat zwischen Jütland und der schwedischen Westküste gehört. Die Stadt liegt etwa 40 km östlich von Silkeborg, 50 nördlich von Horsens und etwa 100 km südlich von Aalborg.
Geschichte
Stadtgeschichte
Der Ort wurde von den Wikingern gegründet, die sich im Mündungsgebiet des Flusses Aarhus Å niederließen, und war seit diesem Zeitpunkt ununterbrochen besiedelt.
Die älteste Schreibweise Arus stammt aus dem Jahr 1231, gebildet aus å (dt. Fluss) und altdänisch ōs (dt. Mündung), später zu –hus (dt. Haus) umgebildet.
Die etwa vier Hektar große Siedlung wuchs bald flussaufwärts Richtung Immervad und flussabwärts zur heutigen Straße Mejlgade; sie war von einem Festungswall mit Graben umgeben.
Jüngste Ausgrabungen in Aarhus ergaben, dass die Stadt um 770 gegründet wurde. Demnach ist Aarhus mindestens 100 Jahre älter als zuvor angenommen und eine der ältesten Städte in Nordeuropa. Sie war nach Haithabu und Dankirke nahe Ribe die dritte Stadt, die in den Annalen erwähnt wurde, bereits 948 soll sie Bischofssitz gewesen sein (siehe Bistum Århus und Liste der Bischöfe von Århus), obwohl sich Harald Blauzahn erst 960 taufen ließ. 965 und 988 tauchte der Name wiederum in deutschen Dokumenten auf. Die Wikinger hinterließen im Stadtgebiet sechs Runensteine. Seit 1040 wurden in der Stadt Münzen geschlagen.
1050 griff der Norweger-König Harald Hardråda die Stadt an. Aarhus wurde 1060 erneut Bischofssitz, und 1070 wurde in der schnell wachsenden Ortschaft der Dom bereits außerhalb des Walls in der neuen Vorstadt errichtet. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstand nördlich des alten Walls die nächste Vorstadt und die St.-Olufs-Kirche. Als 1191 Peder Vagnsen Bischof wurde, leitete dies eine neue Entwicklung ein, und 1203 wurde mit dem Bau des heutigen Doms begonnen. Der alte Dom wurde abgerissen, an seiner Stelle entstand 1235 die Frue Kirke und ein Kloster der Dominikaner. 1477 wurde der erste Wallabschnitt für neue Bauten geschleift.
Im 16. und 17. Jahrhundert war Aarhus eine regional recht bedeutende Seehandelsstadt, die im Gesamtstaat unter der dänischen Krone jedoch hinter Kopenhagen, Flensburg und dem im 17. Jahrhundert gegründeten Altona zurückblieb. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Stadt sich zum Mittelpunkt des neuen Chaussee- und Eisenbahnnetzes entwickelte, wurde Aarhus zur größten Stadt in Jütland und überflügelte bald die Konkurrenten Randers und Aalborg. Der Verlust der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg und damit der wirtschaftlichen Zentren im Süden des bisherigen Gesamtstaats stärkte die Position der Stadt innerhalb Dänemarks.
Das schnelle Wachstum setzte sich im 20. Jahrhundert fort, und Aarhus entwickelte sich zur Großstadt. 1928 wurde die Universität Aarhus als zweite Universität in Dänemark gegründet. Die Stadt ist außerdem Sitz der Handelshochschule Aarhus, der Architekturschule Aarhus, der Staatlichen Hochschule für Musik, Aarhus sowie der Schauspiel- und Dramatikerschule am Theater Aarhus.
Namensänderung
Am 27. Oktober 2010 beschloss der Aarhuser Stadtrat gegen die Stimmen der bürgerlichen Parteien und der Enhedslisten, den Ortsnamen ab dem 1. Januar 2011 von Århus in Aarhus rückzubenennen. Dieser Name kann problemlos auf jeder Tastatur geschrieben werden, die auf der lateinischen Schrift basiert. Mit der Maßnahme beabsichtigten die Politiker, die Stadt im internationalen Wettbewerb stärker zu positionieren.[2] Obwohl ein Erlass von 1984 den kommunalen Behörden erlaubt, eine alte Aa-Schreibweise wiederherzustellen, wird die offizielle Rechtschreibung von der Dänischen Sprachkommission (Dansk Sprognævn) und der dänischen Ortsnamenkommission (Stednavneudvalget) beschlossen. Diese werden Århus als Hauptform beibehalten, während Aarhus im Rechtschreibewörterbuch in Klammern beigefügt werden wird.
Europäische Bedeutung
1960 wurde die Stadt Århus mit dem Europapreis für ihre hervorragenden Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken ausgezeichnet. Am 25. Juni 1998 wurde hier die Aarhus-Konvention unterzeichnet, die seit 2001 als UNECE-Übereinkommen der erste völkerrechtliche Vertrag ist, der jeder Person Rechte im Umweltschutz zuschreibt.
Ende September 2011 reichte die Stadt beim dänischen Kulturministerium ihre Bewerbung als europäische Kulturhauptstadt für 2017 ein. Am 24. August 2012 setzte sich Aarhus gegen Sønderborg (Süd-Dänemark) durch und so wird nach der offiziellen Ernennung durch den EU-Ministerrat im Frühjahr 2013 die Stadt im Jahr 2017 den Titel Europäische Kulturhauptstadt tragen.
Sehenswürdigkeiten
Sehenswert sind das Freilichtmuseum Den Gamle By, der Dom zu Århus mit dem Hochaltar von Bernt Notke sowie den Grabmälern und Epitaphien von Thomas Quellinus, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1201 reichen, die Marienkirche mit ihrer Krypta, der Botanische Garten sowie das Rathaus von 1941 (Architekt Arne Jacobsen) mit seinem 60 m hohen Glockenturm. Das Dukketeater Svalegangen ist das einzige professionelle Papiertheater Dänemarks.
Das Stadtbild wirkt durch das schnelle Wachstum der Stadt sehr unharmonisch. Einzelne sehenswerte typische Fachwerkbauten finden sich außer in Den Gamle By noch in der Mejlgade, Vestergade und Skolegade.
– In unmittelbarer Nachbarschaft zum Musikhuset Aarhus befindet sich das ARoS Aarhus Kunstmuseum, das eine große Anzahl von Werken nationaler und internationaler Künstler beherbergt.
– Nördlich der Innenstadt liegt der großzügig angelegte Universitätspark, der die Fakultätsgebäude der Universität Aarhus beherbergt. Der weitläufige Park mit seinen beiden Seen in der Mitte ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel für alle Aarhusianer.
– Im Südwesten der Stadt liegt Schloss Marselisborg, das im Sommer als Residenz der Königsfamilie dient. Bei Anwesenheit der dänischen Königin Margrethe II. findet die eindrucksvolle Parade zur Wachablösung jeden Tag um zwölf Uhr statt. Der Park um das Schloss herum kann kostenlos besichtigt werden, wenn die Königsfamilie nicht anwesend ist. Auf dem Domplatz steht die Reiterstatue von König Christian X.
– Søsterhøj (Fernmeldeturm): In Aarhus gibt es einen für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen 216,1 Meter hohen Fernmeldeturm, den Søsterhøj, der 1956 als Hybridturm (Stahlbetonturm mit aufgesetztem abgespannten Sendemast) errichtet wurde. Danmarks Radio sendet von dort aus mehrere UKW-Programme und das zweite Fernsehprogramm.
– Südlich der Stadt (in Højbjerg) befindet sich das Museum Moesgård.
– Der Dolmen von Årslev (dän. Årslev-dyssen) ist eine der wenigen Dolmen in der Region, der nicht im Zusammenhang mit der Landwirtschaft und dem Ausweiten der Stadt Aarhus in Dänemark zerstört wurde.
Kultur
– Dem Dom zu Århus gegenüber liegt das im dänischen Skønvirkestil gehaltene Aarhus Teater, das 1900 eröffnet wurde und über fünf Bühnen verfügt.
– Das Aarhus Symfoniorkester genießt eine über die Grenzen Dänemarks hinausreichende Reputation.
– Train und Voxhall sind beliebte Konzertstätten.
– Alljährlich im Spätsommer wird die Aarhus Festuge, ein bedeutendes Kunst- und Kulturfestival, veranstaltet.
Medien
In Aarhus erscheinen zwei größere Tageszeitungen: die größte dänische Tageszeitung, Jyllands-Posten, mit Sitz in Aarhus-Viby sowie Århus Stiftstidende, eine Regionalzeitung, die sich auf Aarhus und dessen Hinterland konzentriert. Zudem gibt es zwei regionale Radio- und Fernsehstationen: der Regionalsender P4 von Danmarks Radio betreibt mit P4 Østjylland eine lokale Radiostation in der Stadt, dessen Verbreitungsgebiet Aarhus und neun umliegende Gemeinden umfasst. Und seit 1986 unterhält hier auch der Sender TV 2 mit TV 2/Østjylland ein Regionalstudio, dessen Sendungen 1990 erstmals ausgestrahlt wurden. Daneben wird von Studenten der Aarhuser Hochschulen seit Februar 1996 der dänische Hochschulradiosender Aarhus Studenterradio betrieben.
Dänemarks größte Ausbildungs- und Forschungseinrichtung für Journalismus, Journalisthøjskolen (vor 2008 Danmarks Journalisthøjskole), hat ebenfalls ihren Sitz in Aarhus.
Wirtschaft
Aarhus bildet das Handelszentrum von Jütland. Wichtigste Industriezweige sind die Maschinen- und Textilindustrie (z. B. der Sportartikelhersteller Hummel). Der Hafen exportiert hauptsächlich landwirtschaftliche Erzeugnisse, während die wichtigsten Importgüter Kohle und Eisen sind. Aarhus ist auch Firmensitz des zweitgrößten dänischen Brauereikonzerns, der Bryggerigruppen („Ceres“). Mit „Stibo A/S“, 1794 als Druckhaus gegründet, sitzt eines der ältesten Unternehmen, die heute international im Software-, IT- und Druckgeschäft tätig sind, in Aarhus.
Sport
– Atletion (früher Aarhus Idrætspark): Im Süden der Stadt liegt das Atletion genannte Sportzentrum der Stadt, das seit 1920 besteht. Das dazugehörige Stadion, der NRGi Park, wird vom Fußballverein Aarhus GF, einem mehrfachen dänischen Meister und Pokalsieger, genutzt. Bestandteil des Atletion Sportzentrums ist zudem die NRGi Arena. In der Mehrzweckhalle spielen unter anderem Handball- und Basketballmannschaften aus den ersten Ligen des Landes. Im Jahr 2002 wurde hier die dänische Damen-Handballmannschaft Europameister. Auch die Turn-Weltmeisterschaften 2006 wurden in der NRGi Arena ausgetragen. Im Jahr 2005 fand im Atletion die Tischtennis-Europameisterschaft statt.
– Ende Juli/Anfang August 2006 fanden in und um Aarhus die Weltmeisterschaften im Orientierungslauf statt.
– Im August 2009 fanden in Aarhus die AIDA Indoor-Weltmeisterschaft im Apnoetauchen mit den drei Disziplinen Statik, Dynamisch mit und ohne Flossen statt.