Sønderborg

sonderborg

Sønderborg (deutsch: Sonderburg; Sønderjysk bzw. Alsisk: Synnebårre) ist eine Stadt in der Region Syddanmark in Dänemark an der Flensburger Förde, unweit der Grenze zu Deutschland. Ab 1970 war die Stadt ein Teil der Kommune Sønderborg, die 2007 mit sechs Nachbarkommunen zur Großkommune Sønderborg vereinigt worden ist. In der Stadt leben gemäß dem dänischen Statistikamt 27.419 Einwohner, in der Großkommune 74.937 Einwohner (Stand: 1. Januar 2015), den Bürgermeister (Erik Lauritzen) stellen seit den Kommunalwahlen im November 2013 die dänischen Sozialdemokraten.

Die frühere Kommune Sønderborg, die von 1970 bis 2006 das städtische Siedlungsgebiet (Christians Sogn und Sankt Marie Sogn) und die Randgemeinden Dybbøl Sogn (Düppel) und Ulkebøl Sogn (Ulkebüll) umfasste, war 54,45 km² groß und hatte 30.783 Einwohner (Stand 2006).

Geographische Lage

Die Altstadt und weitere große Teile der Stadt liegen landschaftlich reizvoll auf der Insel Als (dt.: Alsen), der westliche Teil hingegen gehört zur Kimbrischen Halbinsel. Dazwischen verläuft der trennende, 250 Meter breite Als Sund (dt.: Alsensund), der nach Süden hin in die Sønderborg Bugt (dt.: Sonderburger Bucht) mündet. Diese ist Teil der Flensburger Förde. Nördlich von Sønderborg reicht der Augustenborg Fjord (dt.: Augustenburger Förde) tief nach Als hinein.

Geschichte

Gemeinsam mit der nördlichen Burg ist die Süderburg auf der Insel Als der älteste landesherrliche Stützpunkt. Die Anfänge der Stadt liegen jedoch im Dunklen, da Urkunden aus der Frühzeit nicht erhalten geblieben sind. Wann Stadt und Schloss erbaut wurden, ist nicht gesichert. Sicher ist, dass nach 1169 zum Schutz gegen die wendischen Seeräuber eine Burg errichtet wurde, die bei dem niedergelegten Stavensbüll, in der Nähe von Augustenborg lag. Die Ortschaft wird das erste Mal erwähnt, als sie 1253 von König Christoph I. von Dänemark erobert wurde. 1353 wurde Sønderborg die Residenz des Herzog von Schleswig Waldemar V., der von 1326 bis 1330 als Waldemar III. König von Dänemark war. 1358 wurde Sønderborg in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen König/Herzog Waldemar und den holsteinischen Grafen miteinbezogen. Wann genau Sønderborg Stadtrechte erhielt, ist unbekannt, im 15. Jahrhundert war Sønderborg jedoch eine vollwertige Stadt, deren Vertreter an den Landtagen teilnahmen. 1410, zur Zeit Königs Erich von Pommerns, wurde das Schloss von Sønderborg Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Das Schloss wurde 1470 an Königin Dorothea von Brandenburg, Ehefrau des dänischen Königs Christian I., verpfändet. Von 1490 bis 1497 war es ihr Witwensitz. Ab 1531 wurde der abgesetzte König Christian II. längere Zeit dort gefangen gehalten.

Sønderborg war das Zentrum eines allerdings nur sehr kleinen Lehnsdistrikts bzw. Amtes, das den Süden von Als und den Ostteil des Sundeveds (dt.: Sundewitt) umfasste. Da es hier aber zahlreiche andere adelige und kirchliche Besitzungen gab, erreichte es nur bescheidene Ausmaße. Bei der Landesteilung zwischen dem König und seinem Bruder 1564 wurden Stadt und Sønderborg Amt gemeinsam mit dem Nordborg Amt, zu dem auch die Insel Ærø gehörte, dem abgeteilten Herzog Johann dem Jüngeren überlassen. Dieser wurde damit Stammvater der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg. Nachdem er 1581 auch das Gebiet um das Rüdekloster in Angeln erhalten hatte, baute er sich dort die neue Residenz Glücksburg. Das Sønderborger Schloss ließ er ebenfalls aufwendig erweitern. Es gelang dem Herzog, fast alle adeligen Besitzungen der Umgebung in seinen Besitz zu bekommen und das Territorium abzurunden. Nach seinem Tod 1622 wurde Sønderborg wieder Residenz eines Herzogtums, das allerdings nur noch ein Fünftel von Johanns Besitzungen umfasste, da er diese unter seinen Söhnen aufgeteilt hatte. 1667 ging das Herzogtum in Konkurs und wurde daraufhin wieder königlich. Sønderborg blieb eine bescheidene Handelsstadt, das Schloss war Sitz eines Amtmannes über ein sehr kleines Amt.

Als 1779 der letzte noch abgeteilt regierende Herzog aus der Nachfahrenschaft Johanns auf seiner Residenz Glücksburg starb, kam auch der Sundeved wieder zum Amt Sønderborg. Da die Herzöge von Augustenborg große Güter auf Als erworben hatten, blieb das Amt weiterhin sehr klein. Sønderborg selbst war als Handelsstadt nur von lokaler Bedeutung. Das benachbarte Flensburg beherrschte den Fernhandel, der aber auch in Aabenraa zunehmend an Bedeutung gewann.

Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich einige Industriebetriebe in der Stadt an. Zu einem großen Problem wurde in dieser Zeit der aufkommende Nationalismus, der Dänen und Deutsche in Schleswig zusehends voneinander trennte. Als und damit auch Sønderborg wurden im Schleswig-Holsteinischen Krieg 1848–1850 von dänischen Truppen gehalten und kamen daher glimpflicher durch die Wirren der Zeit als der Rest des Herzogtums. Der Deutsch-Dänische Krieg 1864 führte jedoch durch ein preußisches Dauerbombardement zu einer erheblichen Zerstörung der Stadt, bei der unter anderem auch das Stadtpalais des Herzogs Ernst Günther vernichtet wurde.

Nachdem sie am 29. Juni 1864 von den Preußen erobert wurde, kam die Stadt Sonderburg zu Preußen bzw. ab 1871 zum Deutschen Reich. Administrativ gehörte sie in dieser Zeit zur Provinz Schleswig-Holstein und war Kreisstadt des Kreises Sonderburg, dem das alte Amt einschließlich aller Güter sowie Nordalsen angehörte. 1890 hatte Sonderburg 5.120 Einwohner, davon 145 Katholiken und 7 Juden. Mit der Errichtung der kaiserlichen Marinestation (Vgl. Sønderborg Kaserne) um 1907 wuchs die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt erheblich. Zahlreiche Repräsentativbauten der Zeit prägen bis heute das Stadtbild. Sønderborg gilt heute als die bedeutendste Jugendstil-Stadt in Dänemark. Eisenbahnanschluss erhielt die Stadt 1901 mit der Staatsbahn nach Flensburg und Tingleff sowie Kreisbahnverbindungen nach Norburg, Lysabild und Mommark.

Obwohl bei der Volksabstimmung 1920 56 % der Stimmberechtigten für den Verbleib beim Deutschen Reich stimmten, gehört Sønderborg seit 1920 zu Dänemark, weil die Abstimmungsgebiete geschlossen behandelt wurden und die deutsche Mehrheit, die sich nur in einigen Städten fand, in den ländlichen Bereichen überstimmt wurde. Noch heute besitzt die Stadt einen beträchtlichen Anteil deutschsprachiger Bewohner, die mit anderen deutschen Bewohnern der Region Südjütland im Bund deutscher Nordschleswiger organisiert sind.

Nach 1920 war Sønderborg weiterhin Sitz einer regionalen Amtsverwaltung. Gefördert wurde die Stadt, die ihr südliches Hinterland verloren hatte, durch die Ansiedlung staatlicher Institutionen, darunter eines Staatskrankenhauses, einer Handelshochschule und eines Landgerichts. Wichtigster Wirtschaftsfaktor auf Als wurde im Laufe der Zeit jedoch die Fabrik Danfoss. Daher gewann das eigentlich abgelegene Sønderborg auch an wirtschaftlicher Bedeutung, und es konnte einwohnermäßig die anderen drei nordschleswigschen Städte Tønder, Aabenraa und Haderslev überflügeln.

1998 wurde aus der in Sønderborg beheimateten Handelshøjskole Syd eine Abteilung der Syddansk Universitet. Die Universität wurde seitdem durch verschiedene neue Institute sowie grenzüberschreitende Studiengänge mit der Universität Flensburg aufgewertet. 2007 zogen die Institute in das Alsion, einem direkt am Als Sund liegenden Neubaukomplex.

2005 schlossen Gerhard Schröder und Anders Fogh Rasmussen in Sønderborg anlässlich des 50. Jahrestages der Bonn-Kopenhagener Erklärungen ein Abkommen, das die deutsch-dänische Zusammenarbeit vertiefen soll.

Sprache

In Sønderborg wird neben der dänischen Hochsprache Rigsmål (Reichsdänisch) auch Sønderjysk und von der deutschen Minderheit Deutsch gesprochen. Es gibt eine Deutsche Schule Sonderburg und eine Zweigstelle der Apenrader Büchereizentrale und Zentralbücherei am Rønhaveplads im Zentrum. Die beiden hier aufeinandertreffenden Varianten des süddänischen Dialekts Sønderjysk nennen sich Alsisk (Alsisch, nach der Insel Als) und Sundevedsk (nach der Halbinsel Sundeved), zu denen auch die Gruß- und Abschiedsformel Mojn gehört, die in Dänemark nur in Sønderjylland gebräuchlich ist. Als Ausdruck der lokalen Sprachidentität warb die Stadt ab 1975 mit dem Slogan „Mojn – vi ses i Sønderborg“ („Moin – wir sehen uns in Sonderburg“).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Ein Museum mit historischen Sammlungen und einer Sammlung jütländischer Kunst gibt es im Schloss Sonderburg. Im Købmandsmuseet Kastanie-Huset kann man einen Kaufmannsladen aus den 1940er Jahren besichtigen. Über die deutschsprachige Bevölkerung in Nordschleswig berichtet das Deutsche Museum Nordschleswig. Rundfunkgeräte wie Fernseher und Radios werden im 2010 eröffneten Sønderjyllands Radiomuseum ausgestellt, das im Weiterbildungsinstitut EUC Syd am Søndre Landevej untergebracht ist. In Sonderburg findet man auch das Ringridermusem, das einzige Ringreitermusem in Dänemark. Westlich der Stadt befindet sich zudem das Historiecenter Dybbøl Banke, die nationale dänische Gedenkstätte der Düppeler Schanzen.

Bauwerke

Da Sønderborg im Krieg von 1864 teilweise zerstört wurde und es im 20. Jahrhundert wie in vielen anderen Städten zu Abbrüchen im großen Stil kam, hat es weniger historische Bauwerke aufzuweisen als die übrigen Städte im alten Herzogtum Schleswig. Dennoch ist die Altstadt bemerkenswert und bietet vor allem in den Nebenstraßen einige geschlossene Ensembles, vor allem zwischen Rathaus und Schloss sowie in der Kirchenstraße.

Sowohl in der Altstadt als auch in den älteren Stadterweiterungen nach Norden und Osten hin bietet Sønderborg einige bemerkenswerte Beispiele für Jugendstil-Architektur.

Das 1170 erstmals erwähnte Sønderborger Schloss ist heute das bedeutendste Museum in Nordschleswig und einer der ältesten Profanbauten überhaupt im Landesteil.

Die Schlossmühle ist ein gut erhaltener relativ kleiner Galerie-Holländer.

Die Marienkirche war ursprünglich die Kirche des St.-Jürgen-Hospitals. Nach der Reformation übernahm sie die Funktion als Pfarrkirche der Stadt, nachdem die vormalige Stadtkirche aufgegeben worden war. Der Ziegelbau wird von einem wenig eindrucksvollen 1883 errichteten und 1962 modernisierten Turm überragt, beeindruckt in ihrem Inneren aber durch eine Vielzahl wertvoller Epitaphen.

Die renovierte Hafenpromenade wird Holzbrücke genannt. Hier liegen die größeren Yachten und auch segelnde Oldtimer. Sie treffen sich hier u. a. zur Rum-Regatta von und nach Flensburg. Insgesamt wurden auch die Häuser der Hafenpromenade eingehend renoviert und erneuert. In der Nähe des Schlosses, das die Hafenpromenade abschließt, steht seit Juli 2004 die 2,30 Meter hohe Bronzeskulptur Butt im Griff des deutschen Literaturnobelpreisträgers Günter Grass.

Die Klappbrücke Kong Christian den X’s Bro führt über den Als Sund (dt.: Alsensund) und stammt aus dem Jahre 1930. Ihr wurde ein Teil der historischen Altstadt geopfert, namentlich im nördlichen Hafenviertel (zwei Häuser sind im Freilichtmuseum Den Gamle By in Aarhus wiederaufgebaut worden) und im Bereich der Marienkirche (darunter das alte St. Jürgen-Hospital), die nun durch die Verkehrsschneise von der Altstadt getrennt ist.

Interessant ist auch ein Fußweg von ca. 15 Minuten zu den Düppeler Schanzen, Schauplatz und Museum des Deutsch-Dänischen Krieges 1864. Von hier schossen die Preußen mit ihren Kanonen direkt in die Stadt.

Sønderborg zeichnet sich durch eine außergewöhnlich schöne Lage am Eingang des Als Sundes in die Flensburger Förde aus, der vom Schloss beherrscht wird. Vom Schlossgarten führt eine lange Promenade entlang der Förde zum neu geschaffenen Yachthafen.

Bewerbung mit der Grenzregion als Kulturhauptstadt Europas 2017

Im März 2010 hatte sich Sønderborg neben Aarhus für 2017 um den Titel europäische Kulturhauptstadt beworben. Die Entscheidung fiel im August 2012 zugunsten von Aarhus. Diese Kandidatur war ein gemeinsames Vorhaben der gesamten deutsch-dänischen Grenzregion Sønderjylland-Schleswig gewesen, an der sich neben den vier südjütischen Kommunen Sønderborg, Aabenraa, Tønder und Haderslev auch Flensburg und die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg auf deutscher Seite beteiligten. Obwohl Sønderborg nicht den Titel als Kulturhauptstadt gewann, halten die Organisatoren an ihren Visionen fest und stellen für das Jahr 2017 ein Kulturprogramm unter dem Namen S2017 (Motto: Creating a Countryside Metropolis) auf.

Sport

Sønderborg ist ein beliebter Sportboothafen mit guten Einkaufsmöglichkeiten. Neben dem Yachthafen etwas außerhalb südöstlich der Stadt sind vor allem die Liegeplätze direkt an der Stadtpromenade sehr beliebt bei Seglern und Motorbootfahrern. Südlich vom Schloss gibt es einen Badestrand.

Am zweiten Wochenende im Juli findet jedes Jahr das Ringreiterfest (ringriding) statt, bei dem Reiter versuchen, mit einer Lanze einen kleinen Ring zu stechen. Freitags und samstags gibt es dabei einen Umzug.