Viborg
Viborg ist eine dänische Stadt in der Region Midtjylland. In Viborg befindet sich das Verwaltungszentrum der Region. Außerdem ist Viborg Zentrum der Viborg Kommune. Das Stadtgebiet hat 39.228 Einwohner, die Kommune 94.985 Einwohner (Stand: 1. Januar 2015).
Die Stadt hieß ursprünglich Vibjerg, was auf altnordisch ungefähr „der geweihte Platz auf der Höhe“ bedeutet. Im Mittelalter wurde Vibjerg zu Viborg.
Geografie
Viborg liegt im Landesinnern, nur wenige Kilometer vom geografischen Zentrum Jütlands. Die Umgebung der Stadt ist eine hügelige Moränenlandschaft. Wenige Kilometer westlich von Viborg findet man die sogenannte Eisrandlinie aus der letzten Eiszeit, weiter westlich ist die Landschaft durch Schmelzwasserablagerungen eben ausgeformt. Viborg markierte schon früh einen Verkehrsknotenpunkt. Hier laufen bis heute Straßen aus dem Norden (Aalborg, Løgstør), dem Westen (Holstebro, Skive) und dem Osten (Randers, Hobro) zusammen, und setzen sich fort im sogenannten Ochsenweg bis zur dänisch-deutschen Grenze und weiter durch Schleswig-Holstein bis nach Hamburg. Der alte Hafen von Viborg lag 10 km nördlich bei Hjarbæk. Von hier konnten Schiffe früher durch den Limfjord bis nach Aalborg und von dort ins offene Meer gelangen.
Geschichte
Ein Gründungsdatum der Stadt Viborg ist nicht überliefert. In der isländischen Saga über Gisla Surssonar wird erwähnt, dass Gisla und zwei Gefährten im Jahre 961 nach Viborg kamen und hier den Winter im Hause eines Mannes namens Sigurdhaddur verbrachten, bevor sie wieder nach Island fuhren. Da die Saga erst im 12. Jahrhundert niedergeschrieben wurde, kann diese Angabe aber nicht als ein Beweis für das Alter der Stadt dienen. Archäologisch hat man im alten Stadtteil Überreste von mehreren Bauernhöfen aus der Wikingerzeit – d.h. dem 9. Jahrhundert – gefunden. Um das Jahr 1000 wurde eine Straße angelegt, wo jetzt die Store Sct. Peders Stræde (Große Sankt Peter Gasse) liegt. Zur gleichen Zeit wurde wahrscheinlich die erste Kirche gebaut. Im Jahr 1060 wurde Jütland in Bistümer eingeteilt und Viborg Bischofssitz. Wenige Jahre später wurde mit dem Bau des Domes begonnen, wahrscheinlich auf der Stelle eines heidnischen Heiligtums.
Viborg wurde früh der Versammlungsort des Landsthings für Norderjütland. Auf dieser Volksversammlung wurde unter anderem den Königen gehuldigt, Gesetze verhandelt und Gericht gehalten. Viborg war somit im Mittelalter kirchliches und politisches Machtzentrum Jütlands. Viborg verfügte im Mittelalter neben dem Dom mit Domkapitel über fünf Klöster und zwölf Pfarrkirchen. Im Jahre 1529 wurde die lutherische Reformation in Viborg eingeführ, kurz danach wurden die Klöster und die Pfarrkirchen vom König zum Abriss freigegeben. Nur die Dominikanerkirche (Sortebrødre Kirke) und ein Teil des Franziskanerklosters blieben erhalten. Als in Dänemark im Jahre 1660 der Absolutismus und das Erbkönigtum eingeführt wurden, büßte das Landsthing seinen Einfluss ein, womit auch die Stadt an Bedeutung verlor. Das Landsthing wurde 1806 als politische Institution aufgelöst und durch ein Oberlandesgericht ersetzt. 1726 wurde Viborg von einem verheerenden Brand heimgesucht. Die Hälfte der Stadt, darunter auch Dom und Rathaus, fielen in Schutt und Asche. Erst nach mehr als hundert Jahren hatte sich die Stadt einigermaßen von dieser Katastrophe erholt. Mit dem Anschluss an das dänische Eisenbahnnetz 1863 begann der wirtschaftliche Wiederaufstieg Viborgs.
Viborg heute
Viborg ist bis heute eine Stadt mit vielen öffentlichen Einrichtungen und zahlreichen Beamten geblieben. Es ist Verwaltungssitz der Kommune Viborg und der Region Midtjylland und Sitz des Vestre Landsret, dem Berufungsgericht für Jütland und Fünen. Nach wie vor ist Viborg Sitz eines evangelisch-lutherischen Bischofs. Auch das Landesarchiv für Norderjütland findet man hier. Seit 2001 ist Viborg nicht mehr Garnisonsstadt. Auf dem Gelände der früheren Kaserne ist ein Ausbildungszentrum entstanden, in dem die zahlreichen weiterführenden Schulen der Stadt untergebracht worden sind. Im späten 19. Jahrhundert wurde Viborg Standort für die Textil-, Tabaks- und Lebensmittelindustrie. Heute sind diese Industriezweige weitestgehend verschwunden und von metallverarbeitenden Betrieben (Windkraftanlagen, Kühlaggregate) ersetzt worden. Das Wirtschaftsleben Viborgs wächst hauptsächlich im Dienstleistungsbereich.
Verkehr
In Viborg kreuzen sich die Hauptstraßen A13 (Aalborg – Vejle) und A16 (Randers – Holstebro). Eine Autobahnverbindung hat die Stadt nicht. Viborg ist eine Station auf der Eisenbahnlinie Langå – Struer. In Langå verbindet sich diese Linie mit der östliche Hauptstrecke Frederikshavn – Padborg und in Struer mit der westliche Hauptstrecke Thisted – Tønder. Vom Flughafen Karup 25 km südwestlich der Stadt hat man Flugverbindung nach Kopenhagen.
Sehenswürdigkeiten in Viborg und Umgebung
– Dom zu Viborg mit Fresken von Joakim Skovgaard
– Sortebrødre Kirke (ehemalige Dominikanerkirche). Altar mit Holzschnitzerei aus dem 16. Jahrhundert
– Hans-Tausen-Gedenkpark mit Denkmälern von Hermann Ernst Freund und Bjørn Nørgaard. Der Reformator Hans Tausen predigte 1525 in Viborg.
– Viborg Museum (Heimatmuseum) am Hjultorvet
– Skovgaard Museet. Kunstmuseum im Alten Rathaus, hauptsächlich für die Familie Skovgaard, Künstler in vier Generationen
– Häuser in der Sct. Mogens Gade, 16. bis 18. Jahrhundert
– Huldigungsmonument, Sct. Mogens Gade
– Søndermarkskirken. Moderne Rundkirche des einheimischen Architekten Svend Frandsen von 1981. Als Taufbecken dient eine enorme Jakobsmuschel.
– Hald Sø (Burgruine) und Dollerup Bakker, landschaftlich schöne Partie südlich der Stadt
– Kalkgruben in Mønsted und Daugbjerg
– Energimuseet. Elektrizitätsmuseum im 20 km entfernten Bjerringbro-Tange
– Ganggrab von Bigum liegt 20 km nördöstlich.
Sport
Viborg ist besonders im Handball stark vertreten. Das Damenteam des Viborg Håndbold Klub (VHK) wurde mehrmals dänischer Meister und gewann dreimal die EHF Champions League (2006, 2009, 2010).
Alljährlich wird in Viborg im Monat Juni eine große Volkswanderung, Hærvejsmarchen (dt. Ochsenwegmarsch), veranstaltet.